
Willkommen im Paradies
Es ist Winter. Sagen zumindest die Einheimischen. Mangels echter Jahreszeiten mit wirklichen Temperaturunterschieden wird hier die Regenzeit eben als Winter deklariert. Daher ist hier zurzeit auch so gut wie nichts los. Was die Geschäfte, Imbisse und Händler zum Urlaubmachen animiert, freut die Europäer. So hat man den Strand hier unter der Woche beinahe für sich allein.
Nach einer kurzen Besichtigung der Hauptstraße komme ich auf der Praça Central, dem Hauptplatz, und damit am Ufer an. Ich lasse mich überreden, doch schon gleich heute zur vorgelagerten Ilha do Amor übersetzen zu lassen. Die Insel ist eigentlich nur in der Regenzeit eine Insel. Weite Teile sind zurzeit vom Rio Tapajós, einem weiteren Zufluss zum Amazonas, überspült und die Halbinsel zu einem schmalen Streifen Strand reduziert. Viele der Hütten, die vor allem in der trockeneren Zeit Bars und Restaurants beherbergen, stehen daher metertief im Wasser.
Eine höhergelegene hat auch heute geöffnet und serviert mir eine kühle, hausgemachte Limo. Mit den Füßen im Wasser, einem Buch und einem Sonnenschirm lässt es sich hier verdammt gut aushalten.
Wenn mehr los ist, gibt es hier auch ein paar Affen, erzählt mir mein Fährmann. Mehr essende Menschen ziehen eben auch hungrige Räuber an. Ich entdecke immerhin einen eher scheuen Leguan.
Als wäre es hier noch nicht paradiesisch genug, kommen später noch ein paar Mädels vorbei und bieten Massagen an. Nach einer entspannenden Dreiviertelstunde komme ich noch mit Laura ins Gespräch. Sie kommt aus Venezuela, studiert dort eigentlich und arbeitet nebenbei als Model. Da aber das Leben dort durch die aktuelle politische Situation alles andere als einfach und auch die Uni geschlossen ist, ist sie vorübergehend hier und versucht erst mal, mit den Massagen über die Runden zu kommen. Ähnlich geht es auch ihrem Freund. Trotzdem wirken die beiden hier vorerst ganz zufrieden. Zu dritt genießen wir den Sonnenuntergang.